FAQ – Rechtsformgestaltung

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Was versteht man unter einer Rechtsform?

Die Rechtsform eines Unternehmens beschreibt die vorgeschriebene Struktur und den rechtlichen Rahmen, in dem das Unternehmen betrieben wird. Sie spielt eine entscheidende Rolle, insbesondere bei der Haftung der Gründerinnen bzw. Gründer, der Besteuerung der Gesellschaft, den Finanzierungsmöglichkeiten und der Verwaltung.

Welche sind die gängigen Rechtsformen in Österreich?

Wie wählt man die richtige Rechtsform für ein Unternehmen?

Die Wahl der richtigen Rechtsform hängt von mehreren Faktoren ab, insbesondere sind entscheidend:

Was sind wesentliche steuerliche Fragen für die Rechtsformwahl?

Für die Auswahl der optimalen Rechtsform sind jedenfalls Haftungsfragen sowie organisatorische und betriebswirtschaftliche Fragestellungen zu bedenken. Ein zentrales Entscheidungskriterium ist aber auch immer wieder die steuerliche Optimierung.

Wesentliche Entscheidungskriterien, ob eine Personengesellschaft oder eine GmbH das bessere „steuerliche Kleid“ für Ihr Unternehmen in der Zukunft ist, sind daher folgende Fragen:

Für die Beantwortung dieser Fragen wird es erforderlich sein, die Entwicklung Ihres Unternehmens für die kommenden Jahre möglichst genau zu planen.

Beispielrechnungen zeigen, dass GmbHs daher bei hohem Einkommen und wenig Ausschüttungen Vorteile bieten. Einzelunternehmen bzw. Personengesellschaften hingegen haben bei geringerem Einkommen oder bei hohen Entnahmen und bei voller Nutzung des Gewinnfreibetrags die Nase vorne. Sowohl GmbHs wie auch Einzelunternehmen/Personengesellschaften können beim Vorliegen weiterer Voraussetzungen den Investitionsfreibetrag nutzen.

Eine pauschale Aussage, bei welcher Rechtsform weniger an Steuern und Abgaben in den kommenden Jahren zu entrichten sein wird, ist nicht machbar. Die individuelle Situation muss genau beleuchtet werden und es müssen vor allem auch alle nicht-steuerlichen Entscheidungskriterien berücksichtigt werden.

Ich will gemeinsam mit einem Partner ein Unternehmen gründen. Welche Rechtsformen bieten sich an?

Wenn mehrere Personen gemeinsam ein Unternehmen betreiben wollen, so können sie dies als Kapitalgesellschaft (wie zum Beispiel eine GmbH) oder Personengesellschaft.

Kapitalgesellschaft

Am häufigsten wird die GmbH gegründet. Der wesentliche Vorteil ist, dass keine Gesellschafterin bzw. kein Gesellschafter mit dem Privatvermögen haftet.

Flexible Kapitalgesellschaft

Diese Rechtsform kann in Anlehnung an das Aktienrecht möglichst flexibel gestaltet werden. Das GmbH-Gesetz gilt subsidiär.

Personengesellschaft

Egal, welche Form der Personengesellschaft gegründet wird, mindestens eine Gesellschafterin bzw. ein Gesellschafter haftet immer voll mit dem gesamten Privatvermögen. Die Gründung einer Personengesellschaft erfordert keinen notariell beglaubigten Vertrag. Gesetzlich wird auch kein Mindestkapital gefordert.

Welche Arten der Personengesellschaft gibt es?

Im Rahmen der steuerlichen Betrachtung gibt es neben der natürlichen und juristischen Person auch noch die Mitunternehmerschaft.

Die wichtigsten Beispiele für Mitunternehmerschaften sind die

Was sind die Vorteile einer GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung)?

Welche Nachteile hat eine GmbH?

Welche Steuern fallen an, wenn ich an einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) beteiligt bin?

Eine GmbH unterliegt mit ihrem Einkommen der Körperschaftsteuer. Diese beträgt 23 % (ab 2024).

Die Gewinnausschüttungen (Dividenden) der Kapitalgesellschaft an eine an ihr beteiligte, natürliche Person werden wiederum mit der Kapitalertragsteuer (KESt) endbesteuert. Sie beträgt 27,5 %. Die KESt ist von der Kapitalgesellschaft an das Finanzamt abzuführen. Die natürliche Person hat jedoch die Möglichkeit, die KESt-pflichtigen Kapitalerträge zu veranlagen, wenn die Einkommensteuer geringer ist als die KESt. Die KESt wird in diesem Fall auf die Einkommensteuer angerechnet und mit dem übersteigenden Betrag erstattet.

Worin besteht meine persönliche Haftung als Geschäftsführer einer GmbH?

Die Haftung der Geschäftsführerin bzw. des Geschäftsführers ist in einer Fülle von unterschiedlichen Gesetzen geregelt. Daher können wir hier nur die wichtigsten Haftungsfälle darstellen.

Der Geschäftsführer hat seine Arbeit mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns auszuführen. Dies ist ein objektiver Maßstab – Unerfahrenheit und Unkenntnis schützen daher nicht.

Haftung des unternehmensrechtlichen Geschäftsführers

Gegenüber der Gesellschaft

Gegenüber der Gesellschaft haftet die Geschäftsführerin bzw. der Geschäftsführer zum Beispiel, wenn

Die Haftung des Geschäftsführers besteht grundsätzlich gegenüber der Gesellschaft. Wird allerdings ein Gesetz verletzt, das zum Schutz des Gesellschafters besteht, kommt es zu einer unmittelbaren Haftung der Geschäftsführer gegenüber den Gesellschaftern. Dies ist z. B. der Fall, wenn Rechnungslegungs- und Auskunftspflichten nicht eingehalten wurden.

Gegenüber Dritten und Gläubigern

Haftungsfragen treten z. B. auf bei:

Gegenüber Behörden

Eine persönliche Haftung gegenüber Behörden kann sich ergeben bei:

Im Gegensatz zum unternehmensrechtlichen Geschäftsführer ist der gewerberechtliche Geschäftsführer

Was ist ein Einzelunternehmen und für wen ist es geeignet?

Ein Einzelunternehmen wird von einer Einzelperson betrieben, die alleinige Inhaberin bzw. alleiniger Inhaber und Entscheidungsträgerin bzw. Entscheidungsträger ist. Diese Unternehmensform ist einfach und kostengünstig zu gründen und zu führen und daher besonders geeignet für kleinere Geschäftsvorhaben und Freiberufler.

Wie muss ich den Gewinnanteil als Gesellschafter einer Personengesellschaft versteuern?

Bei allen Formen von Personengesellschaften hat die Gesellschaft ihren Gewinn zu ermitteln. Dieser Gewinn ist jedoch nicht von der Gesellschaft zu versteuern, sondern ist entsprechend den Beteiligungsverhältnissen ihrer Gesellschafterinnen und Gesellschafter (das Steuerrecht verwendet für diese den Begriff „Mitunternehmer“) aufzuteilen und unterliegt bei den einzelnen Mitunternehmerinnen und Mitunternehmern der Einkommensbesteuerung.

Was ist der wesentliche Unterschied zwischen einer OG und einer KG?

Der wesentliche Unterschied zwischen einer OG und einer KG liegt in der Haftung der Gesellschafterinnen bzw. Gesellschafter:

Welche Haftungsarten gibt es?

Welche Haftungsart gilt bei den einzelnen Rechtsformen?

Welche formalen Anforderungen sind bei der Gründung einer Rechtsform zu beachten?

Was ist eine flexible Kapitalgesellschaft?

Im Flexible Kapitalgesellschafts-Gesetz (FlexKapGG) wurde per 1.1.2024 eine neue Form der Kapitalgesellschaft geregelt. Diese Rechtsform kann in Anlehnung an das Aktienrecht möglichst flexibel gestaltet werden. Das GmbH-Gesetz gilt subsidiär. Als Bezeichnung für die neue Kapitalgesellschaft ist „Flexible Kapitalgesellschaft“ (abgekürzt „FlexKapG“) oder alternativ der englische Ausdruck „Flexible Company“ (abgekürzte „FlexCo“). Hier einige (unvollständige) Eckpunkte zur Flexiblen Kapitalgesellschaft:

Was sind die Vorteile und Nachteile einer FlexKapG?

Vorteile:

Nachteile:

Welche besonderen Anforderungen gelten für Freiberufler?

Was sind die Vorteile und Nachteile einer AG (Aktiengesellschaft)?

Vorteile:

Nachteile:

Wie kann ich meine Rechtsform später ändern?

Eine Änderung der Rechtsform eines Unternehmens in Österreich erfolgt durch eine Umgründung.

Bei einer Umgründung sind steuerliche und rechtliche Aspekte zu beachten, darunter insbesondere Firmenbucheintrag, Notariatsakt (falls erforderlich), steuerliche Begünstigungen, Haftungsfragen, Vertragsübertragungen sowie die Anpassung der Buchhaltung und Sozialversicherung.

Welche Rechtsformen sind gut für Start-ups geeignet?

Viele Start-ups wählen die GmbH oder FlexKapG wegen der Haftungsbeschränkung und der Flexibilität in der Struktur. Ein Einzelunternehmen ist aufgrund der unkomplizierten Gründung und der vollen Kontrolle des Inhabers ebenfalls bei Start-ups beliebt.

Die Wahl hängt auch von den spezifischen Bedürfnissen und Zielen des Start-ups ab, einschließlich Finanzierung, Wachstum und Internationalisierung.

Welche Arten von Steuern für Unternehmen gibt es?

Körperschaftsteuer (KöSt)

Umsatzsteuer

Lohnsteuer

Kapitalertragsteuer (KESt)

Welche weiteren Zusatzabgaben können für Unternehmen anfallen (abgesehen von Steuerabgaben)?

Wer kann den Gewinnfreibetrag beantragen?

Der Gewinnfreibetrag steht natürlichen Personen bei allen betrieblichen Einkunftsarten und grundsätzlich unabhängig von ihrer Gewinnermittlungsart zu (wird eine Pauschalierung in Anspruch genommen, so steht nur der Grundfreibetrag zu).

Bei Mitunternehmerschaften (OG, KG, unechte stille Gesellschaft) wird der sich ergebende Freibetrag den Gesellschafterinnen und Gesellschaftern anteilig entsprechend ihrer Gewinnbeteiligungsquote zugeordnet. Ist eine Kapitalgesellschaft beteiligt, so verfällt der zurechenbare Gewinnanteil.

Von juristischen Personen, wie z. B. GmbHs, kann der Freibetrag nicht in Anspruch genommen werden. Ist die Geschäftsführerin bzw. der Geschäftsführer am Unternehmen wesentlich beteiligt (mehr als 25 %), so kann sie bzw. er selbst den Freibetrag in Anspruch nehmen.

Was ist der Gewinnfreibetrag?

Der Gewinnfreibetrag besteht aus zwei Teilfreibeträgen:

Insgesamt kann der Gewinnfreibetrag ab 2024 maximal € 46.400,00  betragen.

Grundfreibetrag

Wird nicht investiert, so steht dem Steuerpflichtigen (natürliche Person mit betrieblichen Einkünften) jedenfalls der Grundfreibetrag zu. Er beträgt 15 %  des Gewinns. Ist der Gewinn höher als € 33.000,00 (ab 2024), dürfen nur 15 % von € 33.000,00 geltend gemacht werden. Daraus ergibt sich ein maximaler Grundfreibetrag von € 4.950,00 (Wert für Wirtschaftsjahre, die nach dem 31.12.2023 beginnen).

Der Grundfreibetrag steht auch bei mehreren Betrieben des Steuerpflichtigen pro Veranlagungsjahr nur einmal zu. Bei mehreren Betrieben mit positivem Betriebsergebnis werden die Gewinne für den Grundfreibetrag zusammengerechnet. Eine Schmälerung durch Ausgleich mit allfälligen betrieblichen Verlusten findet nicht statt.

Zusätzlich: Investitionsbedingter Gewinnfreibetrag

Bei € 33.000,00 (ab 2024) übersteigenden Gewinnen steht einerseits der Grundfreibetrag in Höhe von € 4.950,00 (ab 2024) zu, andererseits kommt ein investitionsbedingter Gewinnfreibetrag hinzu.

Der Gewinnfreibetrag ist gestaffelt und beträgt für Wirtschaftsjahre, die nach dem 31.12.2023 beginnen:

Der errechnete investitionsbedingte Gewinnfreibetrag kann in weiterer Folge in dem Ausmaß, in dem er durch begünstigte Investitionen im jeweiligen Betrieb gedeckt ist, steuerlich geltend gemacht werden.

Begünstige Investitionen

Investitionen in Gebäude und Mieterinvestitionen sind ebenfalls begünstigungsfähig.

Was ist der Investitionsfreibetrag?

Bei der Anschaffung oder Herstellung von Wirtschaftsgütern des abnutzbaren Anlagevermögens kann ab 2023 ein Investitionsfreibetrag (IFB) als Betriebsausgabe unter Beachtung folgender Regelungen geltend gemacht werden:

Für folgende Wirtschaftsgüter kann der IFB nicht geltend gemacht werden:

Diese Anlagen wurden nun in der sogenannten Fossile Energieträger-Anlagen-Verordnung taxativ aufgezählt.

Scheiden Wirtschaftsgüter, für die der IFB geltend gemacht worden ist, vor Ablauf der Frist von vier Jahren aus dem Betriebsvermögen aus oder werden sie ins Ausland – ausgenommen im Falle der entgeltlichen Überlassung in einen Mitgliedstaat der EU/des EWR – verbracht, ist der IFB im Jahr des Ausscheidens oder des Verbringens insoweit gewinnerhöhend an­zusetzen (außer bei höherer Gewalt oder behördlichen Eingriffs).

Wann muss eine Gewerbeanmeldung vorgenommen werden?

Eine Gewerbeanmeldung ist erforderlich, wenn eine selbständige Tätigkeit ausgeübt wird, die auf Dauerhaftigkeit, Gewinnerzielung und wirtschaftliche Selbständigkeit ausgerichtet ist und nicht zu den Freien Berufen oder der Land- und Forstwirtschaft gehört.

Was ist die Kleinunternehmerregelung?

Die Kleinunternehmerregelung in Österreich ermöglicht es Unternehmerinnen und Unternehmern mit einem Jahresumsatz von bis zu € 55.000,00 (brutto), von der Umsatzsteuer befreit zu sein. Das bedeutet, sie stellen ihren Kundinnen bzw. Kunden keine Umsatzsteuer in Rechnung und führen entsprechend keine Umsatzsteuer an das Finanzamt ab. Allerdings können sie im Gegenzug auch keine Vorsteuer für getätigte Einkäufe geltend machen. Bei einer Überschreitung der Umsatzgrenze um bis zu 10 % bleibt die Befreiung bis Jahresende bestehen. Erst im Folgejahr tritt die Umsatzsteuerpflicht ein. Unternehmer können jedoch freiwillig auf diese Befreiung verzichten, indem sie eine Optionserklärung abgeben und dann für mindestens fünf Jahre zur Umsatzsteuerpflicht wechseln.

Was sind die Wirtschaftskammern?

Die Wirtschaftskammern Österreichs (WKO) sind Interessensvertretungen aller Unternehmen in Österreich. Jede gewerbliche Tätigkeit erfordert eine Pflichtmitgliedschaft in der zuständigen Wirtschaftskammer. Die WKO bietet Beratung, Weiterbildung, rechtliche Unterstützung und setzt sich politisch für Unternehmen ein. Sie ist in Fachgruppen und Sparten organisiert und kümmert sich um branchenspezifische Anliegen. Unternehmen zahlen dafür eine Kammerumlage.

Wann ist eine Eintragung ins Firmenbuch verpflichtend?

Eine Eintragung ins Firmenbuch ist in Österreich für Kapitalgesellschaften (GmbH, FlexKapG, AG) sowie für Personengesellschaften (OG, KG) verpflichtend. Einzelunternehmen müssen nur dann eintragen werden, wenn ihr Jahresumsatz über € 1.000.000,00 in zwei aufeinanderfolgenden Jahren oder über € 700.000,00 in einem Jahr liegt – ansonsten ist eine freiwillige Eintragung möglich. Eine freiwillige Eintragung kann jedoch Vorteile wie Namensschutz und höhere Glaubwürdigkeit bringen. Die Anmeldung erfolgt beim zuständigen Landesgericht (Firmenbuchgericht).

Stand: 24. Februar 2025

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